2018_10_09 Vergangenheit in Potsdam & Gegenwart in Halle


Nachdem die Gedenkstätte Lindenstrasse 55 gestern geschlossen war, sehen wir uns das heute vor der Abreise aus Potsdam an. Dieses Gebäude war seit langem Gefängnis und Sitz der Polizei. Es ist schon erschreckend, was sich die Leute hier während drei Diktaturen (zuerst die Nazis, dann die Sowjets und schliesslich die Sozialisten bis 1989) gefallen lassen mussten. Die Greuel der Kriegs- und Nachkriegszeit sind in den Geschichtsbüchern allgemein kundgetan. Was uns aber besonders berührt ist die Zeit von 1961 bis 1989, da wir diese Epoche zumindest im letzten Jahrzehnt als Wessis selber mitbekommen haben. Wir hatten bereits 1987 anlässlich einer Städtereise nach (West-)Berlin einen "Tagesausflug" nach Ostberlin unternommen und da einiges gesehen. Da wurde uns dauernd bestätigt, dass "sie das im Osten doch auch hätten" (zB Läden, die lächerliche Auswahl war allerdings kein Vergleich mit Migros oder Coop in den 80-ern...). Der Apparat der kommunistischen Stasi war gewaltig. Es blieb kaum verborgen, wenn sich jemand nicht linientreu verhielt. Da wurden Leute bis ins Jahr 1989 über Monate oder gar Jahre gefangen genommen und gefoltert, nachdem sie in Pseudoverfahren verurteilt wurden, beispielsweise wegen Rowdytum, Republikflucht oder Beihilfe dazu, Spionage für den "Klassenfeind" (=der ganze Westen!) oder einfach Engagement in einer christlichen Kirche. Wegen kriminellen Vergehen wurden allerdings nur ca 1 % inhaftiert, alles andere waren aus heutiger Sicht die genannten lächerlichen "Straftaten". Was wir nicht wussten: Die damalige BRD hat Hunderttausende aus dem Osten gegen Devisen "freigekauft" und so den maroden DDR-Staatshaushalt mit Geldmitteln versorgt. Auch wurden der DDR Milliardenkredite gewährt, weil die Russen ab den 80-er Jahren nicht mehr zahlen konnten (oder wollten). Man könnte tatsächlich vermuten, dass damit die SED-Diktatur noch verlängert wurde!  Wir tun also gut daran, jeglichen Extremismus von Kommunisten, Sozialisten oder Nationalisten genau zu beobachten, um rechtzeitig Gegensteuer geben zu können...
Verhörraum für Häftlinge

Eingang in das sog. Lindenhotel (U-Haft Gefängnis von 1930 bis 1989)

Inschrift am ehemaligen Rechenzentrum Potsdam's

Anschliessend sind wir mit dem RE/IC nach Halle an der Saale gefahren. Bei dieser Stadt in Sachsen-Anhalt merkt man gut, dass man schon etwas weiter weg von Berlin ist und die grossen Touristenströme nicht hier durch gehen. Etliche historische Gebäude sind renoviert, aber es hat auch zahlreiche heruntergekommene und zerfallende Gebäude, auch an der besten Geschäftslage. Es gibt hier einige gut erhaltene historische Bürgerhäuser, Kirchen mit unterschiedlichem Baustil und die Moritzburg, in welcher das Kunstmuseum untergebracht ist. Wir haben die Sehenswürdigkeiten hier in wenigen Stunden besichtigt und wir nicht die ausgesprochenen Kultur- und Museumsbesucher sind, beschliessen wir am nächsten Tag einen Ausflug nach Leipzig zu machen.
Glockenturm am Marktplatz, eines der grössten Glockenspiele Deutschlands - jede 1/4h zu hören

(noch) nicht saniert

Berühmter Bürge Halle's GFH - Georg Friedrich Händel

Moritzburg - heute Kunstmuseum

Haarbrennen = Dauerwelle?
Fachwerkhaus

Alte Mühle; hätte ebenfalls Sanierungsbedarf


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