Heute war velotechnisch ein Ruhetag, da wir von Vinales nach
Cienfuegos- das ist im Süden der Insel -
transferiert sind. Rainer, unser Guide, hat uns die Geschichte der Revolution
erzählt und uns einen eindrücklichen Film über die Kubakrise im Jahre 1962 gezeigt.
Uns wurde einmal mehr darin aufgezeigt, wie fragil die Welt damals unterwegs
war und sie heute wohl immer noch ist. Dass damals die Revolution in einem
korrupten, von den Amerikanern dominierten Staat durchgeführt wurde, dafür hat
man tatsächlich Verständnis. Man hat jetzt dank Raul Castro aber gemerkt, dass
der Sozialismus nicht der Weisheit letzter Schluss ist und es findet seit
einigen Jahren eine zaghafte Öffnung zur Liberalisierung und auch zu einer
bescheidenen Marktwirtschaft statt. Laut unserem Guide Rainer freuen sich die
meisten Cubaner, dass man jetzt mit dem ehemaligen „Erzfeind“ USA einen Dialog
pflegen will und nachbarschaftliche Beziehungen aufbaut. Es hat auch viele mit
Ami-Fähnchen an den Autos oder amerikanischen Slogans.
Natürlich haben wir uns aber auch Naturschönheiten
angesehen, wie zum Beispiel die Schweinebucht mit fantastisch klarem Wasser.
Dort fand bekanntlich im Jahre 1961 ein ziemlich unrühmlicher Invasionsversuch
von Exilkubanern mit Hilfe der CIA statt, welcher letztlich für die Amis zu
einer Riesenschlappe wurde. Hier gibt es ein Naturschauspiel zu bewundern, das
wir am Rande miterlebt haben. Die Waldkrabben gehen hunderte von Metern aus dem
Wald zum Meer um zu laichen. Danach gehen sie den Weg wieder zurück. Das sind
abertausende von roten Krabben, die jeweils tagsüber den Schatten suchen, auch
in den Hotelanlagen, und dann zum Meer weiter wandern. Eine ganz andere Art von
Invasion.
Die Revolution ist auf der ganzen Fahrt allgegenwärtig! An
den Strassenrändern bei den Dorf- und Städteeinfahrten gibt es riesige
Werbetafeln mit revolutionären Sprüchen drauf und ich hatte das Gefühl, je
südlicher, desto revolutionärer und ärmer. Wir haben Dörfer passiert, wo es
keine geteerte Strasse gibt, dafür eine Kuh oder ein Pferd angebunden war am
schon bekannten Strick am Strassenrand und sogar vor den Plattenbauten.
Der Tauschhandel floriert in Kuba ganz gewaltig. Auf der
Autobahn hat unser Driver plötzlich angehalten und einige sogenannte
Bauernzigarren gegen eine Schachtel Wachteleier umgetauscht. Und auf der
Krokodilfarm mit echten 4 Meter langen Viechern, welche nur hier vorkommen, hat
der Bootsfahrer vom Hotelkomplex noch eine Flasche Speiseöl mitgenommen, die
ganz schnell beim Anlegen den Besitzer gewechselt hat. Unser Guide hat auch
zwei Fahrradhelme dabei, die er an irgendeinem Hotel für irgendwen abgeben
kann. Überhaupt sind Fahrer, wie Guide offensichtlich Kuba-weit bekannt. Jeder
kennt jeden und Rainer hat uns erzählt, dass es ohne diese grosse Solidarität
untereinander wahrscheinlich nicht gehen würde. Die Krokodile seien eine der
agressivsten Rassen und mit den Alligatoren in Florida ziemlich nahe verwandt.
Ach ja und Chispo, unser Fahrer, hat auf der Autobahn nach
Havanna Bescheid bekommen, dass er morgen den Bus vorführen muss. Unsere beiden
Begleiten haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass wir einen Ersatzbus
bekommen und mit unserem liebgewonnen Driver weiterfahren dürfen. „Kann man
nichts machen“, meinte Rainer dazu.
Bushub auf der Autobahn |
Schweinebucht |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen